Indian Summer im Extremmodus: 12 Kilometer Mont-Valin
Wir haben uns für zwei Nächte im Fjordhotel in Saguenay eingenistet. Von hier aus sollte es nun endlich auf eine „richtige“ Wanderung gehen – keine kleinen Bretterstegrunden am Fjordufer, sondern eine echte Bergtour, durch den farbgetupften Herbstwald, mit Höhenmetern, Schweiß und allem Drum und Dran. Ziel: der Mont-Valin-Nationalpark, nur ein Stück nördlich von Saguenay.
Die erste Überraschung gab’s schon am Eingang: Unser stolz erworbener „Expeditionspass für alle kanadischen Nationalparks“ – tja, der gilt in Québec nicht. Offenbar zählt Québec nicht so richtig zu Kanada, jedenfalls nicht in dieser Hinsicht. Also mussten wir noch einmal in die Tasche greifen für einen Tagespass der „Sépaq“-Parks. Aber ehrlich: Das Geld ist gut angelegt. Ein perfektes Informationszentrum mit blitzsauberen WCs, eine kleine Ausstellung, und Mitarbeiter, die so freundlich sind, dass man fast denkt, man habe einen persönlichen Guide gebucht. Und nicht zuletzt: hervorragend gepflegte Wanderwege. Dafür sind 8 € pro Tag mehr als fair.
Dann ging es los. Die Zahlen sprechen für sich: 12 Kilometer, 700 Höhenmeter, knapp 5 Stunden. Das war für meine Beine mindestens eine Herausforderung, für meinen Kopf zwischendurch auch. Wir stapften bergauf, vorbei an Ahornbäumen, die in allen Rot- und Gelbtönen explodierten, zwischendurch immer wieder Ausblicke auf das Saguenay-Hinterland. Jedes Mal dachte ich: schöner kann es nicht werden – und fünf Minuten später war es noch schöner.
Natürlich wäre es keine echte Wanderung von uns, wenn wir uns nicht auf dem Rückweg „noch schnell“ einen zusätzlichen Gipfelsieg gönnen wollten. „Nur noch der eine Hügel da vorn.“ Ergebnis: steil, schlammig, und wie so oft die Frage: Sind wir noch auf dem Weg oder schon wieder im Busch? Mit Karte, Schweiß und Humor haben wir’s zurück geschafft.
Am Ende waren wir erledigt, aber glücklich. Und auch wenn es klingt wie eine kaputte Schallplatte in jedem Blogeintrag: der Indian Summer ist wirklich jeden Tag ein neues Erlebnis. Diese roten Ahornwälder, die gelben Birken, die dunklen Fichten dazwischen – man kann sich nicht sattsehen. Und vielleicht war das Verlaufen am Ende gar kein Fehler, sondern einfach nur ein Umweg durch eine noch schönere Farbpalette.





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