Sonntag, 28. September 2025

Knöcheltief im Fjord, teelöffeltief im Sirup

 Nach unserem Ausflug tief in die kanadische Fjordlandschaft ging es zurück an den Sankt-Lorenz-Strom, nach Baie-Saint-Paul. Unterwegs wollten wir uns unbedingt noch von den Walen verabschieden – diesmal von der anderen Seite der Bucht.





Wir kamen bei Ebbe an und zogen unbedarft los, weit hinein in den „trockenen“ Fjordarm. Fernglas und Kamera stets griffbereit, um den Wal des Tages festzuhalten. Doch so richtig vorbereitet waren wir nicht auf die Geschwindigkeit, mit der die Flut hier das Wasser zurückdrückt. Kaum hatte man das Fernglas auf die weißen Belugas scharf gestellt, stand man plötzlich knöcheltief im Wasser. Also hieß es: Rückzug, Schritt für Schritt, während das Wasser schneller stieg, als wir gucken konnten.

Später, auf einem Markttag, stand dann das nächste typisch quebecerische Thema an: Ahornsirup. Schließlich sind wir im Mutterland des süßen Goldes. Und die Tagesaufgabe lautete: einen Überblick über die verschiedenen Qualitäten gewinnen.


Ahornsirup – Farbe, Geschmack, Erntezeit

In Québec gilt seit 2016 eine einheitliche Klassifizierung: Alle Sirupe sind 100 % rein – die Unterschiede liegen in Farbe und Geschmack.

  • Golden, delicate taste
    – Sehr hell, mild im Geschmack, frühe Erntezeit (Ende Februar/März).
    – Beliebt zum direkten Genießen (Pancakes, Joghurt).

  • Amber, rich taste
    – Bernsteinfarben, vollmundiger Geschmack, Haupterntezeit im März.
    – Universell einsetzbar, der „Allrounder“.

  • Dark, robust taste
    – Dunkel, kräftig, später im Frühjahr geerntet.– Intensiver Geschmack, passt gut zum Kochen, für Marinaden oder kräftige Desserts.

  • Very dark, strong taste
    – Fast schwarz, sehr kräftig, aus der letzten Erntephase.
    – Wird oft für die Küche genutzt, weniger zum puren Naschen

Wichtig: Die Farbe sagt nichts über „besser oder schlechter“, sondern nur über den Erntezeitpunkt und die Geschmacksintensität.

Und ein Biosiegel? Macht kaum Sinn – wer düngt schon Ahornwälder mit giftigen Chemikalien? Am Ende hilft nur eins: kosten. Ein Teelöffel pro Sorte, mindestens. Spätestens ab dem dritten Löffel ist eh alles nur noch süß, und man muss sich an seinen persönlichen Favoriten rantasten. Oder, wie uns ein Verkäufer verschmitzt erklärte: „Nicht Sie suchen den Sirup – der Sirup sucht Sie.“

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