Baie-Saint-Paul – Künstlerstadt am Strom
Wir haben uns für zwei Tage Baie-Saint-Paul als unsere Basis ausgesucht. Der Ort liegt am Nordufer des Sankt-Lorenz-Stroms und wirkt fast wie ein Geheimtipp: eine lebendige Innenstadt, viele Galerien, Künstlerateliers, kleine Geschäfte, Cafés, ein mexikanisches Restaurant und eine sehr angenehme, überschaubare Größe.
Baie-Saint-Paul gilt als kulturelles Zentrum in der Region Charlevoix – mit dem Ruf, besonders licht- und landschaftsinspirierend für Maler und Künstler zu sein. Ein nettes Detail: der Cirque du Soleil hatte hier seine Anfänge – die Stadt hatte sich 2007 sogar den Titel „Capitale culturelle du Canada“ gesichert.
Auf zur Insel – Isle‐aux‐Coudres
Mit Fahrrädern wollten wir die Insel gegenüber umrunden. Dafür gibt es eine kostenlose Fähre von Baie-Saint-Paul zur Île aux Coudres. Die Fähre verkehrt alle 30 Minuten und kann 50–60 Autos transportieren. Wir hatten Glück – keine lange Wartezeit, und schon bald fuhren wir auf die Insel.
Der Plan: mit dem Rad die Insel umrunden – etwa 25 km – das sollte doch machbar sein.
Der Fahrradverleiher nahm unseren Personalausweis als Pfand und wies uns auf Versicherungsbedingungen hin: Asphaltstraßen erlaubt, auf Wald- oder geschotterte Wege (gravel roads) verboten und zwar strengstens.
Die ersten Kilometer führten – ganz brav – auf asphaltierten Straßen entlang, durch sanfte Hügel. Aber schon nach ca. 5 km merkte ich, dass mich das Bergauf ohne Motor anstrengt – gefühlte 500 Höhenmeter? Natürlich genau dann, wenn der Körper sagt: Kaffee und Apfelkuchen! Die Insel ist kulinarisch bekannt für all das, was mit Apfel zu tun hat: Apfelkuchen, Apfelwein, Apfelschnaps. Der Ahornsirup lebt hier im Schatten.
Wir wollten auch die Leuchttürme erkunden – und einer von uns war (und ist) großer Fan beleuchteter Seezeichen. Kaum bog ein Weg rechts ab – natürlich unbefestigt – war klar: wir ignorieren die Warnung des Vermieters. Den ersten Kilometer schoben wir die Räder durch einen Waldwanderpfad – nicht der richtige Weg, aber Abenteuer riecht eben selten nach Asphalt.
Etwa 30 Minuten und steilere Passagen später beschlossen wir: ab hier wird gewandert. Die Räder blieben am Rand stehen. Der Pfad war steil und wäre sicher nicht gedeckt von irgendeiner Versicherung, sollte etwas passieren. Fahrraddiebstahl , davon hat der Vermieter nichts gesagt.
Nach etwa einem Kilometer spürten wir, dass wir richtig lagen: wir sahen den Leuchtturm – erreichbar nur bei Ebbe –, fotografierten und genossen den Blick. Auf dem Rückweg: Überraschung – die Fahrräder standen noch da! Alles heil, keine Diebstahlswarnung, wir konnten weiterfahren.
Mit allen Stopps und dem Umweg haben wir für die 30 km fast 4 Stunden gebraucht. Aber wir erreichten die Highlights der Insel: kleine Strände, Äpfel, malerische Küstenabschnitte, Feldwege, Aussichtspunkte und – natürlich – Leuchttürme.




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