Heute geht es immer weiter Richtung Norden. Die Straßen wurden ruhiger, die Landschaft hügeliger, und irgendwann fühlten wir uns fast, als hätte jemand einen Schalter umgelegt: Ruhe, Natur, Meerblickeund scheinbar endlose grüne Wälder.
Auf der Strecke entdeckten wir noch ein verschlafenes Museum mit Wasserfallwanderung und gesprächigen Frauen in der Touristeninfo. Dort war man so gar nicht besorgt, das die Laubverfärbung noch nicht begonnen hat. Man versicherte mir, das hat alles mit den Vollmond zu tun. Ohne Vollmondnacht kein Indian Summer! So ist das nämlich. Jetzt muss ich nur noch rauskriegen wann der nächste Vollmond ist.
Nach knapp 300 Kilometern kamen wir nachmittags in Guysborough, unseren Tagesziel, an. Ein kleines verschlafenes Städtchen, wo die Meeresarme so fjordähnlich sind, dass man kaum unterscheiden kann, ob man an der Ostküste Kanadas oder irgendwo in Norwegen ist.
Und dann kam der große Moment: Wir bezogen unsere Jurte auf dem Gelände von Authentic Seacoast, auf einer Halbinsel mit Weingarten, Hopfen, Bienenstöcken gelegen – ein Glamping-Erlebnis, das so abgestimmt ist, dass man sich sofort willkommen fühlt.
Unsere Jurte war bestens ausgestattet: gemütliches Bett, Decken, Kissen, ein Holzofen, Licht, Möbel, ein kleines Küchen -Set, privater Deck mit Stühlen, ein Weber-Grill und ein Picknicktisch, alles da. Dazu gemeinschaftlich nutzbare Waschräume und Duschen – und für uns das Highlight: ein Badezuber, der schon vorgeheizt war. Die Sterne über uns, völlige Stille ringsum – wir waren die einzigen Gäste auf dem Gelände. Vielleicht ein Effekt der noch nicht wirklich begonnenen Saison, vielleicht timing mit dem Vollmond – wer weiß.
Der Badezuber war zuerst allerdings explosionsheiß: Unser Gastgeber war wohl etwas überambitioniert und hatte beim Anheizen des Ofens etwas zuviel Holz gegeben. Nach einigen Eimern kaltem Wasser war das Ganze dann doch ziemlich angenehm – heiß genug, um in den Tag hineinzuträumen, kühl genug, um nicht gekocht zu werden. Wie in einem Traum aus Abenteuer und Luxus.
Und so ging der Tag zu Ende: ein Craft-Bier vom Besitzer der Anlage, Sterne, Waldgeruch, Meerluft – und der Gedanke, dass der Indian Summer wohl noch kommen muss, spätestens mit dem nächsten Vollmond.




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